Die Geschichte des Draken
Geschichte
Insgesamt standen 24 Maschinen des Flugzeugtyps Saab J 35 OE „Draken“ im aktiven Flugdienst, aufgeteilt auf zwei Staffeln des Überwachungsgeschwaders, stationiert auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser (Zeltweg) sowie dem inzwischen ehemaligen Fliegerhorst Nittner (Graz). Jedoch gab es auch eine Nummer 25, welche als flugunfähiger Bodentrainer fungierte und somit vernachlässigt werden kann. Im Nachhinein wurden noch fünf weitere Maschinen der schwedischen Luftwaffe als reine Ersatzteilspender beschafft.
Am 6. Juni 1988 landeten die ersten sechs Überschall-Abfangjäger in ihrer neuen Heimat am Flughafen Graz. Um den zahlreichen Gegnern der Draken keine Bühne für Protestaktionen zu bieten, wurden diese Überstellungsflüge unangekündigt durchgeführt.
Seit der ersten Erwähnung in internen Dokumenten bis zum tatsächlichen Kauf und der ersten Landung in Graz vergingen 21 Jahre. Aus strategischen Gründen war die Stationierung aller 24 Draken in der Steiermark geplant, aufgeteilt auf Graz und Zeltweg. Im Vorhinein kam es zu Protesten, verhärteten Fronten und einem politisch fragwürdigen Diskurs, wobei hier vor allem der Lärm im Vordergrund stand. Fragwürdige Gutachten wurden aus der Ferne erstellt, ohne das einer der Professoren jemals einen Draken gesehen oder gehört hatte. Das die zu erwartende Lärmkulisse dem selben Ausmaß entsprach wie den Alternativen F16 oder Mirage fand jedoch keine Erwähnung.
Daraufhin fasste die Landesregierung einen Beschluss gegen dieses Vorhaben und Landeshauptmann Josef Krainer stellte ein Anti-Draken-Volksbegehren in den Raum. Dieses Volksbegehren wurde in weiterer Folge tatsächlich ins Leben gerufen, es fanden regelmäßig Demonstrationen statt und auch ein Protestcamp entstand im nördlichen Bereich des Flughafen Graz.
Das Drama rund um die Beschaffung wurde selbstverständlich von den Medien dankend aufgenommen und fand auch international großen Anklang:
Was folgte, war eine Revolte der Steirer gegen Wien, offener innerparteilicher Widerstand vor allem der ÖVP, ein Volksbegehren, ein Untersuchungsausschuß im Nationalrat. Selbst internationale Medien wurden auf den Draken-Lärm aufmerksam und qualifizierten die Debatte wechselweise als „Komödie“, „Hysterie“, „kakanisches Polittheater“ oder „Staatsaffäre“. Allein das Politgedonner eines Landesfürsten, der sich in seinem Amtssitz eingemauert hatte, und auch der landesweite Widerstand blieben ohne Erfolg. (Kleine Zeitung 4. Juni 1998 „Streitfall Schwedenbomber“)
Ein großes Umdenken, Dankbarkeit sowie Akzeptanz in der Bevölkerung stellte sich erst ein, als die Jugoslawien-Krise ihren Lauf nahm. Da die jugoslawische Volksarmee ihre Kampfflugzeuge auch an der Staatsgrenze zu Österreich im Einsatz hatte, war die Bedrohung nun zum Greifen nahe. Ebenfalls gelang es einer MiG-21 im Tiefflug bis zum Flughafen Graz durchzubrechen, bevor sie verfolgt von einer unterlegenen Saab 105 in den Wolken verschwand. Von nun an wurden Überwachungsflüge mit den Draken über Bad Radkersburg, Spielfeld und anderen Orten demonstrativ tief und laut durchgeführt, um der ansässigen Bevölkerung das notwendige Sicherheitsgefühl zu vermitteln und die illegalen Überflüge erfolgreich einzustellen. Ironischerweise klangen die Draken jetzt nicht mehr laut und abstoßend, sondern bedeuteten Sicherheit für die Anrainer. Selbst Landeshauptmann Josef Krainer wurde dabei beobachtet wie er an der Grenze stand, in den Himmel blickte und rief: „Unsere Draken!“.
Nun stellte sich Normalität für die Draken ein und der Flugbetrieb konnte ohne nennenswerte Zwischenfälle bis zur Verabschiedung aufrecht erhalten werden. Nach mehr als 17 Jahren Flugbetrieb, 500 Alarmstarts und fast 24.000 Flugstunden wurde der Draken am 25. November 2005 offiziell am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg verabschiedet. Damit endete in Österreich eine besondere Ära der österreichischen Militärluftfahrt.
Technische Daten
Triebwerk: Strahltriebwerk Volvo Flygmotor RM 6C
Turbinenleistung: max. 7900 Kp Schub mit Nachbrenner
Abmessungen: Länge: 15,34 m
Höhe: 3,89 m
Spannweite: 9,42 m
Reisegeschwindigkeit: 0,9 Mach
Höchstgeschwindigkeit: 2 Mach in 11.000 m Höhe
Einsatzradius: 630 km – 1.100 km (Zusatztanks)
Dienstgipfelhöhe: 18.300 m
max. Abflugmasse: ca. 15.000 kg
Bewaffnung: 2x 30mm Maschinenkanonen, Luft-Luft-Lenkwaffen vom Typ „Sidewinder“
Aktuell
Noch heute, inzwischen fast zwei Jahrzehnte nach seiner feierlichen Verabschiedung am 25. November 2005, ist der Draken in der Steiermark und Österreich präsent. Einige der Abfangjäger dienen als Museumsexponat (Heeresgeschichtliches Museum/Wien, Militärluftfahrtmuseum Zeltweg, Österreichisches Luftfahrtmuseum Graz) , stehen in der Nähe von Flugplätzen und Fliegerhorsten (Hörsching, Salzburg, Tulln, Vöslau), bei Bildungseinrichtungen (BFS für Flugtechnik Langenlebarn, FH Joanneum Graz, HTL-Eisenstadt) oder am Parkplatz eines Einkaufszentrum (Voitsberg). Letzterer stellt allerdings eine große Ausnahme dar, denn dieser Draken war nie aktiv für das Bundesheer im Einsatz, sondern wurde als Ersatzteilspender eingeflogen. Da die originale Nummer 16 verschrottet wurde, erhielt der Draken nachträglich diese Identifikationsnummer. Bis auf diese Anomalie bei der Nummer 16 tragen alle ausgestellten Saab J 35 OE noch ihre tatsächliche Kennnummer.
Quellen: „Als der erste Draken landete“ Kleine Zeitung 30.05.1998, „Streitfall Schwedenbomber“ Kleine Zeitung 04.06.1998, „Der letzte Flug des Drachen“ Austrian Wings 20.08.2008, Bundesheer, Doppeladler, GoTech Text: Airportclub Graz Grafiken: © Bundesheer und Airportclub Graz Fotos: © Robert S. und Peter Z.