PLAAF Xian Y-20A in Innsbruck
Als ich vor einigen Wochen auf Facebook davon las, dass eine chinesische Y-20A Transportmaschine nach Innsbruck kommen soll um Soldaten für die Gebirgsjäger Meisterschaft „Edelweiss Raid“ zu bringen, habe ich, auf Grund der aktuellen politischen Weltlage, noch nicht wirklich daran geglaubt. Auch wenn die Quelle für seriöse Information bekannt ist. Ich denke vielen Spottern ist es da ähnlich gegangen.
Aber nachdem ich von vielen anderen seriösen Spotterkollegen ebenfalls positive Nachrichten bekommen habe, wurde es doch immer konkreter, weshalb ich natürlich gleich für den 20.02. Urlaub genommen habe. Ich habe jedoch weiterhin zugewartet. Erst als der Flug am Sonntag auch auf Flightradar angekündigt wurde und die Wettervorhersage gut war, war ich sicher, mich auf den Weg zu machen. Man will ja nicht umsonst knapp 1000km mit dem Auto fahren.
Ich bin also kurz vor Mitternacht am Sonntag losgefahren um früh morgens anzukommen. Gegen halb 5 Uhr morgens bin ich dann schließlich am Flughafen Innsbruck angekommen. Natürlich war ich nicht der einzige Spotter dort. Auch andere Spotterkollegen, Vereinsmitglieder aus Graz, Freunde aus Klagenfurt, als auch Freunde und Bekannte aus Deutschland und anderen Ländern waren an dem Tag vor Ort. Viele Spotter die bereits für die Sicherheitskonferenz in München waren haben dieses außergewöhnliche Ereignis natürlich mitgenommen. Somit war halb Spottereuropa an diesem Tag in Innsbruck. Daher gab es wie üblich nette Gespräche, freundliche Wiedersehen und ein gemeinsames Frühstück mit ein paar Kollegen.
Die Maschine flog zunächst von China zum türkischen Flughafen Tekirdağ-Çorlu-Atatürk wo sie einen Tankstopp eingelegt hat. Eine kleine Verspätung hatte die Maschine bereits bei der Ankunft in der Türkei. Nach einem kurzen Stopp machte sich die Maschine auf den Weg nach Innsbruck. Zu unser Glück war der Flug auf Flightradar sichtbar. Geplante Ankunftszeit war 08:10 Lokalzeit. Da aber der Flug nach TEQ schon etwas verspätet war, war klar, dass sich auch die Ankunft in Innsbruck leicht verzögert.
Da es am Morgen des 20.02. in Innsbruck fast windstill war, kam natürlich die Diskussion auf, welche Landerichtung die Maschine nutzen wird. Bei der Landung waren sich aber fast alle recht sicher, dass es die Runway 26 wird. Zumal es der Anflug mit ILS ist und auch gleichzeitig der Anflug aus Osten was die kürzeste Route darstellte. Also sind ein paar andere Spotter und ich in ein freies Feld im Anflug gegangen. Die Hoffnung war, die Maschine im Anflug vor den schönen Tiroler Bergen fotografieren zu können. Das hat auch so wie auf den Fotos zu sehen recht gut geklappt.
Nach der Landung haben wir uns dann wieder auf den Weg zur Besucherterrasse gemacht um dem Treiben am Vorfeld zuzusehen. Neben einigem Material sind viele chinesische Soldaten von unserem Bundesheer in Empfang genommen worden.
Im Gegensatz zur Landung war es beim Start ca. zwei Stunden später alles andere als sicher welche Runway sie verwenden wird. Ein Teil der Spotter hat sich wieder auf den Weg ins selbe Feld wie beim Anflug gemacht. Darunter war auch ich, da ich wie die Kollegen der Meinung war, dass die Maschine die kürzere und einfachere Startrichtung gegen Osten verwenden wird. Dort muss die Maschine nicht so schnell an Höhe gewinnen, was wie von der Airpower bekannt war nicht die Stärke der Maschine zu sein schien.
Der andere Teil der Spotter hat sich auf den Weg zum anderen Bahnende gemacht. Mit der Hoffnung, dass die Maschine doch den steileren und schwierigeren Abflug wählt. Dort hat man wenn man Glück hat, die schöneren Berge im Hintergrund.
Nach einer langen Triebswerksstartphase sah es zunächst gut für unsere Seite aus, da ein aus Osten landender EasyJet Airbus A320 mittels Backtracks zurück rollen musste.
Wir dachten, dass das das Zeichnen ist, dass der westliche Taxiway für die Y-20A reserviert ist.
Schlussendlich ist sie dann aber doch zu unserem Unglück und zum Glück der Spotter am anderen Bahnende zu uns gerollt. Das hat uns zwar ermöglicht, sie schön im Lineup zu fotografieren und sie bei vollem Schub zu erleben, was bei den Triebwerken sowjetischer Bauart immer ein Genuss ist, aber hat uns die Möglichkeit auf Takeoff Bilder vor den Bergen genommen. Nun wissen wir, dass die Maschine leer sehr wohl auch schnell an Höhe gewinnen kann. Lediglich von hinten konnte man noch einige gute Bilder mit den Bergen machen.
Nachdem ich mich noch von meinen Freunden vor Ort verabschiedet habe, habe ich mich wieder auf den knapp fünfstündigen Heimweg gemacht. Alles in Allem hat es sich mehr als ausgezahlt. Immerhin war es erst der dritte Besuch dieses Flugzeugtyps in Europa. Und davon der zweite in Österreich. Alle die sie am 20.02. noch nicht erwischen konnten, haben nach aktuellen Informationen am 04.03. nochmal die Chance. Die erwartete Ankunftszeit ist wieder 08:10 Ortszeit. An dem Tag holt die Maschine die Soldaten wieder aus Innsbruck ab. Allen die sich auf den Weg machen, wünsche ich schon jetzt viel Glück, viel Spaß und Gut Licht!
Infos zum Flugzeug
Die Xian Y-20A ist das erste von China selbst entwickelte Transportflugzeug. Sie nutzt die selben Triebwerke sowjetischer Bauart wie die Il-76. In Zukunft will China die Triebwerke jedoch gegen moderne Triebwerke aus eigener Produktion tauschen. Der Erstflug fand 2013 statt und das erste mal wurde die Maschine 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt. Dennoch sind nur wenige Technische Daten wirklich bestätigt, da China diese nicht veröffentlicht. Der erste Flug dieses Typs nach Europa fand am 09. April 2022 statt als 6 Y-20A ein Luftabwehrsystem an Serbien ausgeliefert haben. Der zweite Flug nach Europa ist uns allen gut bekannt. Es war der Besuch bei der Airpower 2022. Der aktuelle Flug nach Innsbruck stellt somit erst den dritten Flug nach Europa dar.
Laut aktuellen Informationen hat die PLAAF bereits mehr als 34 Stück im Einsatz. Davon auch Tankerversionen. In Summe will China zwischen 400 und 1000 Stück Y-20 zur militärischen als auch zur zivilen Nutzung bauen. Also könnten wir diesen Typ zukünftig vielleicht öfter vor die Linse bekommen.
Text: Kurt Trattner Fotos: © Kurt Trattner